Über den Bau der Ochtersumer Kirche gibt es keine schriftlichen Überlieferungen. Vermutungen zufolge wurde die 37 m lange und 12m breite einschiffige Kirche um 1260 am Nordrand des Ortsteiles Westochtersum auf einer Dorfwarft errichtet.
Das Kirchspiel (Kirchengemeinde) Ochtersum bilden die heutigen politischen Gemeinden Ochtersum, Utarp und Schweindorf. Bis zum Jahre 1870 wurden die Einwohner der Moorkolonien Blomberg und Neuschoo gegen Zahlung einer doppelten Kirchengebühr (Accidentien) von Ochtersum aus kirchlich mitbetreut.
Der ursprüngliche Grundriss der Kirche hat sich bis auf die Apsis hinsichtlich seiner Ausmaße bis heute unverändert erhalten. Die Apsis, die in einer Höhe von 7,30 m an die Ostseite des Kirchenschiffs angefügt war, wurde 1675 durch Blitzschlag zerstört. 1720 wurden die zerstörten Apsismauern abgebrochen und der Eingang zur Apsis mit diesen Steinen zugemauert. In diesem Jahr wurde auch der Dachstuhl umgearbeitet und die Dachhaut der Kirche erneuert, denn Sturmschäden hatten das Kirchendach so stark beschädigt, dass man durch das Dach „fast hindurchsehen konnnte und es demzufolge in die Kirche hineinregnete”.
In den Jahren 1734-1737 erhielt die Ochtersumer Kirche eine Orgel, die von dem westfälischen Orgelbauer Christian Klausing erbaut wurde. 1973 wurde die Orgel durch den Orgelbauer Jürgen Arend aus Loga bei Leer grundlegend renoviert und im sogenannten Chorton neu gestimmt. Noch heute zählt die Ochtersumer Kirchenorgel zu den positiven Beispielen auswärtiger Orgelbaukunst in Ostfriesland.
16 m südwestlich der Kirche befindet sich der rd. 11 m hohe, mit einem Zeltdach geschlossene schiefe Backstein-Glockenturm von fast quadratischem Grundriss. Der zweigeschossige Glockenturm war früher ein Durchgangsturm. In diesem Turm hing einst die älteste Kirchenglocke Ostfrieslands, die laut Inschrift schon im Jahre 1274 „In honorem beati Maternian“ (zu Ehren des heiligen Maternianus) gegossen wurde. Da die Glocke dem heiligen Maternianus gewidmet war, darf man mit Recht annehmen, dass er auch der Kirchenpatron gewesen ist. Die Ochtersumer Kirche wird deshalb auch als „Maternianus-Kirche” bezeichnet. Die Glocke wurde 1813 umgegossen, so dass sie uns heute leider nicht mehr als schriftliches Zeugnis zur Verfügung steht.
Im Erdgeschoss des Glockenturmes wurde übrigens in früheren Zeiten die Schule abgehalten. Einem Bericht aus dem Jahre 1680 geht hervor, dass der Glockenturm „als sehr baufällig” befunden wird, so dass man befürchtet, die Schulkinder könnten zu Tode kommen. Als im Jahre 1826 die Schulstube im Glockenturm für etwa 100 Schulkinder auch räumlich zu eng wurde, richtete man 1831 den westlichen Teil der Kirche für den Schulunterricht her. 1866 wurde dann neben dem Glockenturm an der Westseite des Friedhofs eine einklassige Schule mit Lehrerwohnung errichtet, so dass das Kirchengebäude nicht mehr für schulische Zwecke benutzt werden musste. Im April 1971 wurde das Schulgebäude abgebrochen; an seiner Stelle befindet sich heute der Parkplatz mit Leichenhalle.